Benötigen Medien eine Ausbildung?

Über Medialität wird oft als eine „Gabe“ gesprochen – etwas, mit dem man geboren wird, etwas Instinktives und Unlehrbares. Und während eine natürliche Sensitivität tatsächlich existiert, ist sie nur ein Teil des Weges. Die Wahrheit ist: Eine Ausbildung ist für Medien nicht nur wichtig, sondern unerlässlich. Die Fähigkeit, die geistige Welt wahrzunehmen, bedeutet nicht automatisch, dass man versteht, was man empfängt, wie man es interpretiert oder wie man es verantwortungsvoll weitergibt. Wie jede bedeutungsvolle Berufung erfordert Medialität mehr als nur Instinkt. Sie fordert uns auf, zu lernen, zu reflektieren und zu wachsen.

Wenn man einem Medium begegnet, das völlig autodidaktisch ist, fühlt sich oft etwas unvollständig an. Es fehlt an Tiefe, an echter Verbindung, denn diese Arbeit kann man nicht in Isolation erlernen. Medialität ist nichts, was man alleine schmieden kann. Sie erfordert einen Mentor, einen Lehrer – jemanden, der einen über die eigenen Grenzen hinausführt. Ohne diese Anleitung bleibt man in einer gedanklichen Schleife gefangen und erreicht nie die tieferen Strömungen der geistigen Welt. Entwicklung braucht Struktur, Unterstützung und Verfeinerung. Man weiß nicht, was man nicht weiß – bis jemand einem hilft, es zu erkennen.

Diese Arbeit hat auch eine ethische Dimension. Menschen wenden sich an Medien in Zeiten der Trauer, der Verwirrung oder auf der Suche nach etwas Tieferem. Das bringt eine immense Verantwortung mit sich. Ohne eine fundierte Ausbildung in der Geschichte des Spiritismus, den energetischen Mechanismen, Ethik, Urteilsvermögen oder sogar grundlegender menschlicher Psychologie ist es leicht, unabsichtlich Schaden anzurichten – selbst mit den besten Absichten.

Einige der angesehensten Medien der Geschichte waren auch lebenslange Schüler. Sie hörten nicht auf zu lernen, sobald sie eine Verbindung herstellen konnten. Sie lasen, saßen in Entwicklungskreisen, stellten Fragen und vertieften ihr Verständnis der sichtbaren und unsichtbaren Welt. Für sie war Bildung kein Umweg auf ihrem spirituellen Weg – sie war der Weg.

Ausbildung schärft das Urteilsvermögen. Sie hilft zu erkennen, wann eine Botschaft wirklich aus der geistigen Welt stammt oder wann sie durch das eigene Denken oder emotionale Vorurteile beeinflusst wird. Sie hält das Ego in Schach. Und sie lehrt, wie man für andere einen Raum mit Sorgfalt, Klarheit und Mitgefühl hält.

Auch heute glaube ich, dass wir alle noch Schüler sind. Egal, wie lange wir diesen Weg bereits gehen – es gibt immer mehr zu lernen. Medialität ist nicht nur eine Fähigkeit. Sie ist eine Beziehung zur geistigen Welt – und wie jede Beziehung vertieft sie sich mit Zeit, Aufmerksamkeit und Demut.

Also ja, Bildung ist wichtig. Tatsächlich würde ich sagen, dass sie einer der heiligsten Aspekte dieser Arbeit ist.

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